Workshop – 2. Frauengesundheitstag Götzis – Femail:

 

   Thema: Migration und psychische Gesundheit von Frauen
                

Am Donnerstag, den 4. Oktober 2018 veranstaltete das Fraueninformationszentrum Vorarlberg (femail) den

2. Frauengesundheitstag Vorarlberg im Junker Jonas Schlössle in Götzis.

Dabei durfte ich einen Workshop zu Thema “Mirgration und psychische Gesundheit von Frauen” gestalten.

 

Was erwartete die Teilnehmer im Workshop: Migration und psychische Gesundheit von Frauen?

Um diese Frage beantworten zu können möchte ich an dieser Stelle das Abstract zu meinem Workshop hier bereitstellen:

Ein Begegnungs- und Berührungsraum im sicheren Rahmen für neue Erfahrungen und Perspektiven. Viele Impulse und Anregungen zum Mitnehmen. Ein Spüren und Verstehen, dass Migration nicht gleich Migration ist.
   

Sie hören was über Honeymoon, die Auswirkung von chronischem Stress auf die Telomere, Epigenetik und Neurobiophysiologie.

Ich werde aus meinem Nähkästchen Plaudern, von Erfahrungen und Begegnungen aus meiner psychotherapeutischen Arbeit aber auch aus meiner Zeit als Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester auf der Gynäkologie und Dialyse, als nebenamtliche Mitarbeiterin in der Frauennotwohnung, aus meiner Zeit als Gruppentrainerin und Einzelcoach im Job House sowie aus meiner Tätigkeit im sozialpsychiatrischen Bereich bei pro mente Vorarlberg. Hierfür begleiten uns die fiktiven Fallbeispiele der Frauen Freya – Isländerin, Gülperi – Kurdin, Yasmiin – Somalierin, und Havva – Türkin. 
 

Ich kann ihnen versprechen die Zeit wird uns zu kurz sein ;o)

Wichtige Impulsfragen zum Thema:

Psychische Gesundheit für sich ist schon ein sehr komplexes Themengebiet!  Psychische Gesundheit von Frauen erhöht
die Komplexität aufgrund der multidimensionalen Einflüsse von Geschlechterunterschieden auf die Gesundheit. Geschuldet sind diese unter anderem den unterschiedlichen, sozioökonomischen Bedingungen, Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissensozialen Beziehungen, Geschlechterstereotypen d.h. geschlechtsbezogene Erwartungen, gesundheitsrelevantes Verhalten und Gesundheitssystembezogenen Faktoren wie z.B. der Diagnostik, von Frauen. Selten erwähnt sind in Studien und Literatur Schwangerschafts- und Geburtserlebnisse und damit verbundene Stärkungen oder Traumatisierungen von Frauen und deren Einfluss auf die psychische Gesundheit. Bis heute sind Frauen auf der ganzen Welt stärker Armuts- und Ausgrenzungsgefährdet und somit höheren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt auch in Österreich.

Um ein wie vielfaches erhöht sich nun die Komplexität beim Thema Migration und psychische Gesundheit von Frauen?

Von welchen Frauen sprechen wir dann überhaupt? Sprechen wir nur von Frauen die selbst eine Migrationserfahrung oder einen Migrationshintergrund bis zur 3. Generation aufweisen oder betrifft dies auch Frauen des Aufnahmelandes z.B. österreichische Frauen, die mit einem Mann mit Migrationserfahrung oder Migrationshintergrund liiert oder verheiratet sind und gemeinsame Kinder haben? Sind da schon die Mädchen die bikulturell aufwachsen mitbedacht? Was ist mit Frauen die mit Menschen mit Migrationserfahrungen und Migrationshintergrund im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten, sind sie und die erhöhte Vulnerabilität/Verletzlichkeit bzgl. einer sekundär Traumatisierung schon berücksichtigt? Wie ist das mit den Frauen die selbst einen Migrationshintergrund haben und mit Menschen im Migrationskontext arbeiten und dann zwischen den Erwartungen der z.B. österreichischen Kollegen und den Erwartungen der Patienten/Klienten mit Migrationshintergrund oftmals ziemliche Reibungserfahrungen machen?  Ist da schon mitgedacht, dass andere Länder andere Leiden haben und das Bemühen um eine internationale Medizin wie z.B. das Diagnosemanual des ICD10 dem gar nicht gerecht werden kann, wenn es denn überhaupt der Komplexität psychischer Erkrankungen und den Menschen gerecht werden kann? Es gibt z.B. unterschiedliche Vorlieben seelisches Leid auf Organe zu projizieren – Frankreich auf die Leber, Deutschland auf das Herz, England auf den Darm und die USA auf das Virus. Es gibt kulturelle Spezifika bzgl. Symptompräsentation, Krankenrollen Zuschreibungen, Erkrankungs- und Behandlungsakzeptanz, dem Erleben und dem Umgang mit Symptomen und Konzepten des Krankheitsverständnisses und Konzepten von Tod. Wussten Sie, dass Flüchtlinge und Asylwerber eine doppelt so hohe Depressionsrate im Gegensatz zu Arbeitsmigranten aufweisen? Wussten sie, dass die 2. Generation mit Migrationshintergrund öfter von psychischen Erkrankungen betroffen sind als die 1. Generation? Wussten Sie, dass Symptome von Sozialen Phobien westlich „egozentrisch“ und japanisch „altruistisch“ geprägt sind? Wussten Sie, dass  soziale Ausschließungsprozesse zu den am meisten belastenden Erlebnissen zählen die in den Schmerzzentren des Gehirns verarbeitet werden und beim Menschen zu chronisch erhöhten Stressbelastungen führen die sich negativ auf den Gesundheitsbereich auf physischer, neurophysiologischer und epigenetischer Ebene auswirken und nachweislich neurobiophysiologische Spuren hinterlassen?

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals recht herzlich bei den Verantwortlichen des Fraueninformationszentrum Vorarlberg (femail) für die Einladung zur Gestaltung eines Workshops bedanken. Die Rückmeldungen bei dieser Veranstaltung und meine persönlichen Eindrücke haben mich bestärkt, in dieser Richtung auch weiter Angebote bereit zu stellen.

 

Sollte Ihr Interesse geweckt worden sein, stehe ich selbstverständlich gerne

auch persönlich für weitere Informationen zur Verfügung.

Ihre Suzan Toplak-Inan